Mittwoch, 5. Dezember 2018

Kausalität und Notwendigkeit.

hibike

26 Ich möchte sagen, wenn es nur die äußere Verbindung gäbe, so ließe sich gar keine Verbindung beschreiben, denn wir beschreiben die äußere Verbindung nur mit Hilfe der innern. Wenn dies fehlt, so fehlt der Halt, den wir brauchen, um etwas  beschreiben zu können. Wie wir nichts mit den Händen bewegen können, wenn wir nicht mit den Füßen fest stehen.
 
Die Kausalität beruht auf einere besonderen Gleichförmigkeit. Nun ist zwar nicht gesagt, daß eine bisher beob- achtete Gleichförmigkeit immer so weitergehen wird, aber, daß die Ereignisse bisher gleichförmig waren, muß feststehen; das  kann nicht wieder das unsichere Resultat einer empirischen Reihe sein, die selbst auch wieder nicht gegeben, sondern von einer ebenso unsicheren abhängt, u.s.f. in inf. ...
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Ludwig Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen, Frankfurt/M., 1984, S. 66
 



Nota. - Man mag nicht glauben, dass einer, der diese Seichtigkeit zu Papier brachte, sich für einen Philosophen gehalten hat. Die zeitgenössischen Neukantianer an der Wiener Universität hatte er hinter sich gelassen, aber im englischen Cambridge sollte ihm immerhin David Hume begegnet sein. Der hatte gemeint, das Wirken sel- ber lasse sich nicht anschauen, sondern nur ein Vorher und ein Nachher. Da war Kant ein Licht aufgegangen. Aber W. denkt gar nicht daran, sondern sub titulo Gleichförmigkeit schiebt er das logische Thema der Notwen- digkeit unter, denn nicht die Gleichförmigkeit selbst steht in Frage, sondern ob sie sein muss. 

Das wäre also die "innere Verbindung", ohne deren Vorstellung er die äußere Verbindung nicht beschreiben kann. Aber er meint eine ontologisch-metaphysische Verbindung im Innern der Dinge. Er meint nicht eine der Vorstellung inne wohnende Verbindung; die springt aber ins Auge, denn das wirkliche menschliche Subjekt weiß, dass es jedesmal dieses und nicht ein anderes tun muss, damit stets eine 'gleichförmige' Folge eintritt. Das ist der Boden, auf dem es 'mit den Füßen fest steht'.

Der metaphysische Sparren ist eben, dass er wie ein Schuljunge den pragmatischen Syllogismus des Aristoteles (um - zu) mit dem Syllogismus der formalen Logik (wenn - dann) gleichsetzt. Doch während das eine Mal eine Denk- voraussetzung ausreicht, um den folgenden Schluss notwendig zu machen, ist im andern Fall eine tätige, tätliche Voraussetzung 'notwendig', um  ein beabsichtigtes Ergebnis wirklich zu machen. In beiden Fällen ist zwar ein handelndes Subjekt erforderlich. Doch nur in einem der beiden kann er so tun, als ob er's nicht merkt.
JE

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