Montag, 21. Januar 2019

Was allein an Nietzsche interessant ist.



Nietzsche ist nur interessant, sofern er ein kritischer Denker war. Kritisch im Kantschen Sinn: sofern er sich im Vorfeld der Transzendentalphilosophie herumtrieb.

Dabei teilt er insbesondere mit Fichte dies, dass er nicht aus gesetzten Begriffen konstruiert, sondern dass er Vorstellungen hervorruft. In dem Punkt gehen sie beide über Kant hinaus. Der weiß zwar auch, dass Begriffe nicht gegeben sind, sondern gemacht wurden. Dennoch verwendet er seine Begriffe, als ob sie gegeben wären; statt uns zu zeigen, wie und woraus er sie gemacht hat.



Letzteres ist dagegen das Verfahren von Fichte. Der zeigt uns, wie seine Begriffe aus Vorstellungen entstehen, und zwar nicht zufällig und nach Laune, sondern mit Notwendigkeit. Begriffe werden
nicht auseinander ent- wickelt, sondern aus andern Begriffen synthetisiert. Eine Vorstellung kann dagegen nur aus einer vorangegan- genen Vorstellung entwickelt werden, in freier Absicht. Aber nur aus der - das ist notwendig.

Doch genau so macht es Nietzsche nicht. Seine Vorstellungen treten auf wie Blitze in einem Gewitter. Sie mit genetischer Folgerichtigkeit auseinander zu entwickeln, kommt für ihn nicht in Betracht. Dazu bräuchte es ein System, und davor hat er einen unvernünftigen Horror. Und weil alle seine Vorstellungen ohne genetischen Zu- sammenhang frei in der Luft hängen, kommt er zu keinem Ergebnis.

Das hat er bemerkt, und um dem Mangel abzuhelfen, setzt er am Ende aus freier Lust und Laune als nachträg- liches Prinzip den Willen zur Macht obendrauf.

Das wurde erst postum in die Welt getragen, und da hat es seine Philosophie in nachhaltigen Misskredit ge- bracht. Es ist allerdings auch, das muss man einräumen, die schließliche Quintessenz seines Denkens gewesen.




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