mein Kommentar zu Spekulativer Realismus.
Das Kernpoblem ist bis heute, dass an den Universitäten die Transzendentalphilosophie allenfalls in ihrer be- schränkten Kantschen Halbheit bekannt ist - zuzüglich mancher epigonaler Subtilisierungen, denen unverse- hens immer wieder dogmatische Rückfälle unterlaufen.
Es ist wahr, dass Fichte seinen Plan, die Kritische Philosophie radikal zu Ende zu führen, auf den letzten Metern doch noch aufgegben hat, so dass er heute selbst von Kennern in die Nachbarschaft Hegels gerückt wird wie auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Doch da liegen sie schon bald zweihundert Jahre beiein- ander, die akademische Zunft hatte genug Zeit, die Mystifikation aufzulösen.
Die Transzendentalphilosophie bestreitet die Existenz der wirklichen Welt so wenig, wie sie sie behauptet. Das ist gar nicht ihr Thema, denn davon kann sie nichts wissen. Ihr Thema ist allerdings, warum es vernünftig ist - weshalb der Vernünftige gut daran tut -, in der realen (nicht der transzendentalen!) Erkenntnis ihre Existenz vorauszusetzen. Dass die "kontinentalen" Philosophierer wenig Notiz von den Resultaten der allerjüngsten Naturwissenschaften nehmen, mag wohl sein. Doch für die Philosophie haben deren Ergebnisse so wenig Relevanz, wie philosophisches Räsonnement für die Naturwissenschaften - es sei denn, im negativen, regu- lativen Gebrauch.
Unterm Titel Die Wissenschaftslehre ist materialistisch und sensualistisch habe ich vor Jahren geschrieben: "Die Wissenschaftslehre verträgt sich nur mit einer Realwissenschaft, die streng materialistisch ist, das bedeutet aber nichts weiter als: die nichts anderes gelten lässt, als was sich in Raum und Zeit beobachten lässt. Doch weder sind die Realwissenschaften Metaphysik, noch ist es die Wissenschaftslehre."
Jedes Unternehmen, das geeignet ist, die selbstfällige Borniertheit der sogenannten Systematiker aus der sprachanalytischen Ecke in Verlegenheit zu bringen, kann man nur begrüßen. In positiver Hinsicht wird diese neue Richtung aber wohl mehr zu den reellen Wissenschaften beitragen können, als zur Philosophie. Zum Beispiel, wenn sie den Zufall rehabilitiert und die Naturgesetze als ein spiritualistische Überbleibsel entlarvt...
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