Montag, 8. April 2019

Alle unsere Vorstellungen sind Vorstellungen von Verhältnissen.

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Alle unsere Vorstellungen sind Vorstellungen von Verhältnissen, aber zuletzt müssen wir doch auf etwas zu Grunde Liegendes kommen. Dies ist aber nicht an dem, wir kommen auf etwas Ursprüngliches, das unendlich auffasst. Also die Intelligenz hat das Vermögen, entgegengesetzte Dinge in einem Akte zu fassen, oder sie hat Einbildungskraft, ursprüngliche Synthesis des Mannigfaltigen. Das Aufgefasste ist nur entgegengesetzt, man kann mit dem Verstand unendlich teilen, aber es wird / doch aufgefasst; in sofern ist die Einbildungskraft produktiv.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 202 


Nota I. - Hier sind nun aus den ursprünglich angeschauten singulären Bildern schon Vorstellungen geworden: Sie unterscheiden sich von der Anschauung eben dadurch, dass sie Mannigfaltiges vereinigen. Wenn sie dann auf sich reflektiert, gewahrt die Vorstellung allerdings nur Verhältnisse. Aus denen schafft sie Begriffe.- Das ist Verstand in specie. (Nie vergessen: Begriffe sind, auch wenn sie noch so bestimmt ausgesprochen werden, keine Sachverhal- te, sondern Denkwerkzeuge. Sie auseinanderhalten schafft selber keine Erkenntnis, sondern ist lediglich eine Übung in Scharfsicht.) 

3. 10. 17 

Nota II. - Was vorgestellt wird, war zuerst eine Anschauung: die Anschauung eines Gefühlten. Die Vorstellung selbst ist ein Bild - das aber vor gestellt, nämlich ohne Gegenwart jenes Gefühls, nur werden kann im Verhältnis zu anderen Bildern; im Verhältnis zu ihnen ist es festgehalten, eingebunden, gerahmt. Sollte es selbst verloren gehen, bliebe sein unausgefüllter Umriss immerhin erhalten - als Herausforderung, ihn neu zu füllen. Und umgekehrt wird nur im und durch das Verhältnis das im Bild Enthaltene zu einem Mannigfaltigen. Und fort geht, mit fort- gehender Unterscheidung, die Bestimmung der je Besonderen. 


Ihre - 'einstweilen definitive' - Bestimmtheit findet die Vorstellung schließlich im Begriff. Nämlich sofern dieser im verständigen Gebrauch sich immer schon im Verhältnis findet mit all den andern Begriffen. Nun sieht es so aus, als würde das Verhältnis ihn bestimmen. Doch nicht vom Standpunkt des außenstehenden Beobachters. Der sah, wie alle - Verhältnis und Verhaltende - aus dem einen Actus entstanden.
JE

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