Samstag, 23. Februar 2019

Ganz und auf einmal.


"Wenn wir zu unserer Hauptaufgabe zurückkehren, so werden wir sehen, dass noch nichts gewonnen ist":* Das hören wir immer wiedermal in seinem Vortrag. Es bedeutet nur, dass das Entwerfen des Gesamtmodells des vernünftigen Bewusstseins nicht Stück für Stück, durch schrittweises Aufhäufen positiv bestimmter Bausteine geschieht, sondern dass spekulativ die Bedingungen aufgesucht werden, unter denen ein Gesamtmodell mög- lich würde; und eine jede gilt nicht für sich, sondern nur unter der Prämisse, dass das Gesamtmodell wirklich zu- stande kommt; also hypothetisch, bedingt, "problematisch". 

Sollte am Ende das Gesamtmodell doch nicht gelingen, war alles vergeblich und entfällt. Das heißt: Gültig wird es erst zum Schluss, aber dann 'ganz und auf einmal'. Nicht die Einzelnen begründen das Ganze, sondern das Ganze rechtfertigt die Einzelnen; damit sie es begründen können.
 

Ob etwas aber ein Ganzes ist (d. h. sein soll) oder nur ein Teil, ist Sache der Reflexion - nämlich ihrer ersten und einfachsten Form, der Anschauung.

*) Fichte, WL nova methodo, S. 161 

21. 7. 17


Faktisch, "historisch" geht sie sinnliche Erfahrung aller begreifenden Erkenntnis voraus und ahnt nur unbe- stimmt einen geistigen Horizont, 'vor dem' sie gilt. Die Erfahrungen sammeln sich an, der Horizont weitet sich - und es wird heller, indem zusehends versucht wird, den Horizont selber zu bestimmen. Vor dem bestimmten Horizont werden die Erfahrungen nicht allein deutlicher, sondern, indem sie sich in stets mannigfaltigere Ver- hältnisse zu einander setzen lassen, auch reicher.

Den Horizont weiten, bestimmen und erhellen - das könnte man die Arbeit der Philosophie nennen. Und natürlich ist jeder Horizont, wann und von wem immer er gezogen wird, problematisch, weil er projektiv ist. 









Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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