Freitag, 22. Februar 2019

Erkennen ist projektiv.



Erkennen heißt, etwas Unbekanntes zu einem als bekannt Vorausgesetzen in ein logisches Verhältnis setzen. Das erste empirisch Unbekannten - die ganze Welt -  kann dabei nur zu einem logisch als bekannt Behaupteten in ein Verhältnis gesetzt werden. Ein Absolutes kann dies logisch Vorausgesetzte nicht sein, denn wäre von ihm etwas bekannt, wäre es nicht absolut.

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Tatsächlich (historisch) ist das Erkennen freilich von der Erfahrung ausgegangen und nicht von logischer Speku- lation. Von der Erfahrung, was man aus dem vorgefundenen Unbekannten machen kann. Das Machen als Bestim- mungsgrund des Was war der Erfahrung vorausgesetzt, nicht als Begriff, sondern pragmatisch im Machen selbst. Erfahrung ist nichts anderes als Wissen von Machbarkeiten. Genauer gesagt, von den Widerständen, die die Din- ge meinem Machenwollen entgegensetzen - so, als wollten sie selber etwas anderes machen. Die erste Bewusst- seinsform der Menschen, von der wir Zeugnisse haben, ist der Animismus, die Vorstellung von der Welt als ein Zusammenwirken wollender Wesen.

Die Geschichte des Geistes ist die Geschichte der Einsicht in den projektiven Charakter dieser Vorstellung.


11. 12. 17 


Sofern das Denken projektiv ist, ist es auch problematisch. Es müsste faktisch immer so lauten: So und so ist es - unter der Bedingung, dass meine allererste Erkenntnis richtig war. - Und solange nichts geschieht, was die erste Erkenntis widerlegt, gilt die Bedingung als gegeben. Ob sie aber eben jetzt noch gilt, ist jedes Mal neu zu erpro- ben.





Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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