Samstag, 16. Februar 2019

...bei deinem Leisten.

 
Das Labor ist nicht die Wirklichkeit, sondern künstlich wie eine Theaterkulisse. Wirklich ist, was erscheint. Wirklich ist, dass die Sonne morgens im Osten aufgeht und abends im Westen untergeht. Ich kann es bezeu- gen, ich habe es selber gesehen.

Rein wissenschaftlich gesehen, ist leben Stoffwechsel und Fortpflanzung. Das lässt sich in unendlich viele biochemische Mikroprozesse auflösen. Was leben "wirklich ist", wird sich dabei aber nicht erfahren lassen.

Der Philosophie wurden vor zweieinhalb Jahrhunderten von Kant ihre Grenzen gezogen. Dass sie sie über- schritte, kann man der gegenwärtigen Philosophie nicht vorwerfen; eher schon, dass sie sie nicht einmal aus- füllt.

Hat der Naturwissenschaft je einer ihre Grenzen gezeigt? Hirnforschung, Molekularbiologie, Mikro- und Mak- rophysik - nirgends genieren die Forscher sich zu spekulieren, und manch einer wartet dazu nicht einmal den Tag seiner Emeritierung ab. 


19. 12. 16


Dass pensionierte Naturwissenschaftler ihre metaphysischen Steckenpferde reiten, ist ihnen nicht zu verdenken, wo sie sich's als Forscher so lange verkneifen mussten. Die Fachwelten werden zu unterscheiden wissen. 

Dieser Tage sind es vielmehr Vertreter der Philosophie, die sich auf ihrem eigenen Feld Gewicht verschaffen, indem sie dort mit Resultaten der Naturwissenschaft operieren. Wenn und solange das mit den nötigen Diffe- renzierungen geschieht, ist an sich nichts dagegen einzuwenden, und was es taugt, wird man in concreto prü- fen. Doch es ist eine Richtung entstanden, die vielleicht gar keine ist, weil sie eigentlich nirgends wirklich hin will, sondern wohl nur einen Weg aus dem Dilemma sucht, das die gegenwärtige Opposition von 'kontinenta- len' Historikern, die Bedeutungen verhandeln, ohne zu Resultaten zu gelangen, und 'analytischen' Systemati- kern, die zu Resultaten ohne Bedeutung finden, geschaffen hat.

Die spekulativen Realisten erstreben materiale Ergebnisse von unverhohlen metaphysischer Bedeutung, aber sie suchen sie nicht in der tausenundersten Interpretation der philosophischen Überlieferung, sondern in den Da- ten der exakten Wissenschaft. Wie weit sie im Einzelnen kommen, wird man sehen. Aber en gros, das kann man wohl jetzt schon sagen, läuft es wieder nur darauf hinaus, den einzigen Weg zu verwischen, der sachlich aus dem Dilemma führt: die Neubelebung der Transzendentalphilosophie.
JE

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