Mit der Vernunft ist es wie mit ihrer Patin, der Wahrheit: Sie 'sind' beide nur actu, als Richtschnur eines freiwilligen Handelns. Und zwar nicht als sein bewährter Grund, von dem es ausgeht: terminus a quo; sondern als sein Zweck, auf den es hinauswill: terminus ad quem.
Metaphorisch wird ihr Verhältnis gern umschrieben als unendliche Annäherung. Dagegen wäre nichts zu sagen, neigte das Denken nicht dazu, allzu häufig gebrauchte Metaphern schließlich so anzuwenden, als wären sie Begriffe, und sie als vermittelndes Glied in einen discursus einzufügen und logische Schlüsse zu ziehen. Dann nämlich stellt sich die Sache so dar: Wenn Vernunft und Wahrheit ohnehin nur annähernd zu realisieren sind, dann muss ich selbst es ja auch nicht so genau damit nehmen…
Ich schlage darum eine andere Metapher vor. Vernunft und Wahrheit sind wie der Polarstern, den der Steuerman auf hoher See als Orientierungspunkt wählt; nicht um ihm sich anzunähern, sondern seinem Bestimmungshafen – und zwar endlich.
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
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