Dienstag, 9. Mai 2017

Schaffende Einbildungskraft.


Was es auch seyn möge, das den lezten Grund einer Vorstellung enthält, so ist wenigstens so viel klar, daß es nicht selbst eine Vorstellung sey, und daß eine Umwandlung damit vorgehen müste, ehe es fähig ist in unserm Bewußtseyn, als Stoff einer Vorstellung angetroffen zu werden. //298// Das Vermögen dieser Umwandlung ist die Einbildungskraft. – 

Sie ist Bildnerin[.] Ich rede nicht von ihr, insofern sie ehemals gehabte Vorstellungen wieder hervorruft, ver- bindet[,] ordnet, sondern indem sie überhaupt etwas erst zu einer Vorstellung macht. – Sie ist insofern Schöp- ferin des eigenen Bewußtseyns. 

Ihrer, in dieser Funktion ist man sich nicht bewußt, gerade weil vor dieser Funktion vorher gar kein Bewußt- seyn ist. Die schaffende Einbildungskraft. Sie ist Geist.

Resultat. Dieses Bild müssen wir selbst bilden.
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J. G. Fichte, Über die Pflichten des Gelehrten, Entwurf, Gesamtausgabe II/3, S. 297f.


Nota. - Wir wissen nichts als was in unserm Bewusstsein vorkommt. Alles, was in unserm Bewusstsein vor- kommt, sind Vorstellungen. Wie kamen sie in unser Bewusstsein?
JE



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