Mittwoch, 2. März 2016

Transzendentalphilosophie handelt vom wirklichen Ich.

Daniel Stricker, pixelio.de

"Glaubt der Mann, in Anthropologie und Humanbiologie Evidenzen für die Richtigkeit der Trans-zendentalphilosophie zu finden?" schrieb einmal ein kritischer Geist. 

Der Mann war ich. 

Allerdings ist die Klärung des Verhältnisses von Wissenschaftslehre und Anthropologie mein trei-bendes Thema. Und natürlich, wie könnte es anders sein, geht es um das Ich. Das transzendentale oder absolute Ich – das gedachte Subjekt der Tathandlung – als positive Größe in die Anthropologie einbauen wollen wäre allerdings sinnlos; denn dann bliebe es nicht transzendental, und die ganze Übung wäre für die Katz.

Aber mit dem Ich 'als Idee' * sieht es schon anders aus. Denn das stammt nicht aus der Transzenden-talphilosophie, sondern aus der Realgeschichte der Mentalitäten. Es war da vor der Wissenschafts-lehre. Es ist das autonome Subjekt der bürgerlichen Welt in idealer Gestalt. Genetisch geht die Wissenschaftslehre von der Tathandlung zum Ich als Idee. Aber historisch ist das Ich als Idee das Motiv der ganzen Transzendentalphilosophie. Die Wissenschaftslehre "soll sein die pragmatische Geschich-te des menschlichen Geistes" – nicht eine Nacherzählung, 'wie es gewesen ist', sondern eine Darstel-lung, aus der man etwas begreift; nämlich einen Sinn.

Die Frage nach dem Sinn stammt (logisch) allerdings aus der Anthropologie. Nicht Anthropologie und Humanmedizin bieten Evidenzen für die Richtigkeit der Transzendentalphilosophie – richtig in Hinsicht worauf? –, sondern die Transzendentalphilosophie gibt der Anthropologie den festen, weil kritisch bereinigten Boden, auf dem sie bauen kann. 

Und ehrlich muss ich auch sagen  anders wäre mir die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Transzen-dentalphilosophie ganz gleichgültig.

*) siehe SW I, S. 517

Nota.  Falls es jemand wissen will: Transzendentalphilosophie und Wissenschaftslehre bedeuten bei mir dasselbe.

2. 11. 2013

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