Mittwoch, 11. September 2013

Die Sprache kann das Unmittelbare nicht aussagen.


In der Sprache liegt die Reflexion, und darum kann die Sprache das Unmittelbare nicht aussagen. Die Sprache tötet das Unmittelbare… Das Unmittelbare ist nämlich das Unbestimmbare, und darum kann die Sprache es nicht auffassen; dass es aber das Unbestimmbare ist, ist nicht seine Vollkommenheit, sondern ein Mangel an ihm.

Sören Kierkegaard, Entweder-Oder, München 1975, S. 85
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Und schon klingt es mir in den Ohren: "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt! Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen! Wovon man nicht sprechen kann, davon soll man schweigen!"

Dem hat ein kluger Kopf ein für allemal entgegengehalten: “Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich. Es ist das Mystische.” (Ludwig Wittgenstein, Tractatus, 6.522)

Das Unmittelbare oder, wenn man so will, das Bloße Sein ist allerdings das Mystische, weil es nicht aus Bestandteilen zusammengesetzt ist, in die es sich wieder zerlegen (und mit Wörtern bezeichnen) ließe.Solange ich es nämlich nur in meiner Welt anschaue.

Was ich in unserer Welt damit anfangen will, das könnte – und sollte ich vernünftigerweise – 'entwerfen' und in klare Gedanken fassen, die sich 'klar aussprechen' lassen. Das ist ein Mangel an dem Unmittelbaren, da hat Kierkegaard wohl Recht, dass es das mystisch Unbestimmbare ist, nämlich solange ich noch nichts damit angefangen habe. Wenn es denn ein Mangel am Grund ist, dass er 'früher da' war als die Folge – aber eben noch kein Grund.

So erscheint er allerdings nur der anschauenden Betrachtung. In der Reflexion geht er verloren.
J.E.

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